Riga – die Perle des Baltikums

Inhaltsverzeichnis
Unsere Reise nach Riga – Anreise & erste Entdeckungen
Nach Jahren des Wartens war es endlich so weit: Gemeinsam mit unseren Kindern Hanna und Sebastian reisten wir nach Riga – ein lang gehegter Plan, der ursprünglich bereits für 2020 vorgesehen war, jedoch pandemiebedingt aufgeschoben werden musste. Umso größer war die Vorfreude, als wir im Frühjahr 2025 endlich unsere Koffer packen konnten. Vier Tage sollten es werden – vier Tage, in denen wir eine Stadt entdecken wollten, die Geschichte, Charme und einen Hauch Nostalgie in sich vereint.
Die Anreise – früh, ruhig, erwartungsvoll
Früh am Morgen starteten wir unsere Reise mit dem Mietwagen in Richtung Frankfurt am Main. Die Entscheidung, selbst zu fahren, war bewusst gefallen – bei einem Abflug um 9:50 Uhr wollten wir kein Risiko mit unpünktlichen Zügen eingehen. Die Autobahn war zu dieser frühen Stunde noch ruhig, und mit jedem zurückgelegten Kilometer stieg die Spannung auf das, was uns in Lettlands Hauptstadt erwarten würde.
Am Flughafen verlief alles reibungslos – Check-In, Sicherheitskontrolle, ein kurzer Kaffee vor dem Gate. Air Baltic brachte uns pünktlich und sicher nach Riga Lidosta, dem Flughafen der lettischen Hauptstadt. Schon beim Landeanflug bot sich uns ein erster Blick auf die weite, grüne Umgebung Rigas – die Ostsee, Flüsse, Wälder – ein erster Vorgeschmack auf die landschaftliche Schönheit des Baltikums.
Mit dem Bus nach Riga – Ankommen und Staunen
Nach der Landung orientierten wir uns schnell, besorgten ein 90-Minuten-Ticket für 1,5 € und stiegen in die Buslinie 22, die uns direkt in die Innenstadt bringen sollte. Die Fahrt war angenehm, die Straßen waren gesäumt von Altbauten, Plattenbauten und ersten neugierigen Blicken auf ein uns unbekanntes Stadtbild. Unsere Haltestelle: Grecinieku iela. Der Name klang schon fast wie ein Versprechen auf Fremdes und Spannendes.
Von dort war es nur ein kurzer Fußweg zum Hotel Justus, gelegen in der Jauniela 24, mitten in der malerischen Altstadt. Das Hotel entpuppte sich als echter Glücksgriff – geschichtsträchtig, charmant, mit liebevoll restaurierter Fassade und stilvollem Interieur. Angeblich gab es früher sogar geheime Gänge vom Hotel zum Dom – was unsere Kinder mit leuchtenden Augen aufnahmen. Besonders faszinierend: Direkt neben unserem Hotel stand das sogenannte „Rote Haus„, das einst als Filmkulisse für die russische Verfilmung von Sherlock Holmes diente. Die Jauniela wurde dabei zur berühmten „Baker Street“ – plötzlich wandelten wir auf den Spuren des Meisterdetektivs!
Erste Erkundungen – ein Spaziergang durch Geschichte
Nach dem Check-in und einer kurzen Verschnaufpause zog es uns sofort nach draußen. Der Himmel war leicht verhangen, ein feiner Nieselregen begleitete uns – aber das störte uns wenig, denn Riga hieß uns mit einer stillen Eleganz willkommen, die durch das wechselhafte Wetter fast noch unterstrichen wurde.
Erste Station war der Rigaer Dom, dessen eindrucksvolle Silhouette über der Altstadt thront. Danach suchten wir das sogenannte „Gürteltier von Riga“ – eine skurrile, aber liebenswerte Skulptur, die ein bisschen aussieht wie eine Mischung aus Phantasiefigur und Tierfabelwesen. Gleich in der Nähe standen auch die berühmten Bremer Stadtmusikanten, ein Geschenk der Partnerstadt Bremen – ein vertrauter Anblick mit lettischem Flair.
Hungrig vom Flug und den ersten Schritten durch die Stadt kehrten wir ins Restaurant „Old Traditions“ ein. Der Name war Programm: In uriger Atmosphäre mit traditioneller Dekoration genossen wir lokale Spezialitäten – herzhafte Suppen, Kartoffelgerichte, Fisch und dunkles Brot. Das Essen war ehrlich, kräftig gewürzt und vor allem mit viel Liebe serviert. Für uns ein erster kulinarischer Höhepunkt.
Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Rigaer Rathaus, dem Rīgas Dome, und weiter zum beeindruckenden Schwarzhäupterhaus, dessen reich verzierte Fassade in der Abenddämmerung besonders prachtvoll wirkte.
Von dort aus spazierten wir weiter zur Rigaer Schloss– Rīgas Pils, einst Residenz der livländischen Ordensmeister. Auf dem Weg kamen wir an der kleinen Kirche der Schmerzhaften Maria vorbei, still und fast unscheinbar zwischen den großen Bauwerken. Vor der Latvijas Banka legten wir einen kurzen Fotostopp ein, bevor wir durch das sagenumwobene Schwedische Tor – dem letzten erhaltenen Stadttor – zum Pulverturm gelangten. Der mittelalterliche Turm erinnerte an Rigas bewegte Geschichte als Festungsstadt.
Magische Momente im Abendlicht
Unser letzter Spaziergang des Tages führte uns zum Freiheitsdenkmal, wo der große „RIGA“-Schriftzug ein beliebtes Fotomotiv bot. Das Denkmal selbst – hoch, elegant, mit der berühmten Freiheitsfigur auf der Spitze – wirkte bei näherer Betrachtung noch beeindruckender als erwartet. Ein echtes nationales Symbol, das Respekt einflößt.











Direkt daneben erstreckte sich der Park der Lettischen Kunstakademie, in dem bereits die Vorbereitungen für ein Bierfestival in vollem Gange waren. Kleine Stände, probenweise Musik, der Duft nach Gebratenem in der Luft – ein verheißungsvoller Ort für die kommenden Tage. Besonders gefiel uns der Bernu rotaļu laukums, ein fantasievoller Kinderspielplatz mit einem riesigen Baum, in dem über 200 kleine Vogelhäuschen hingen – ein wahres Kunstwerk. Gleich daneben glänzten die goldenen Kuppeln der Geburtskathedrale, einer russisch-orthodoxen Kirche – exotisch, prachtvoll, eindrucksvoll.
Zum Ausklang gönnten wir uns ein frisch gezapftes Bier aus einem der Festivalstände und schlenderten zufrieden und voller Eindrücke durch die schmalen Gassen zurück zum Hotel. Die Straßen glänzten im Regen, Straßenlaternen spiegelten sich in den Pfützen – Riga zeigte sich von seiner melancholisch-romantischen Seite.
Fazit: Ein perfekter erster Tag
Es war ein rundum gelungener Auftakt: spannend, geschichtsträchtig, kulinarisch und voller Atmosphäre. Riga hatte uns vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen – und wir konnten es kaum erwarten, die kommenden Tage noch tiefer in das Herz dieser faszinierenden Stadt einzutauchen.
Zweiter Tag in Riga – Geschichte, Panorama und Genuss
Der neue Tag in Riga begann ruhig und vielversprechend. Der Himmel war erneut von einem feinen, grauen Schleier bedeckt, aus dem hin und wieder leichter Nieselregen fiel. Doch das hielt uns nicht davon ab, auch diesen Tag voller Vorfreude in Angriff zu nehmen – denn Riga hatte noch viel zu bieten.
Auf Erkundungstour mit dem Hop-on-Hop-off-Bus
Heute beschlossen wir, uns aufzuteilen, um unterschiedliche Facetten der Stadt zu erleben. Inge und Hans entschieden sich für eine gemütliche Stadterkundung per Hop-on-Hop-off-Bus – eine entspannte Möglichkeit, Riga auch im leichten Regen zu entdecken. Das Zwei-Tagesticket war mit 30 € pro Person eine lohnende Investition (im Vergleich: ein Einzeltag hätte bereits 25 € gekostet).
Der Einstieg erfolgte an der 11. novembra krastmala, der breiten Uferstraße entlang der Daugava, die mit Blick auf den Fluss und die markanten Silhouetten der Altstadt eine perfekte Kulisse für den Start bot. Im Oberdeck des Busses ergatterten sie die begehrten Plätze ganz vorn rechts – wettergeschützt und mit bester Aussicht. Links neben Hans saß ein sympathischer Spanier aus Barcelona, und schnell entwickelte sich ein angeregtes Gespräch – natürlich auch über den FC Barcelona, denn wenn zwei Fußballfreunde sich treffen, sind weltweite Vereinsgrenzen schnell überbrückt.
Die Rundfahrt führte zunächst über die moderne Vanšu-Brücke, deren markante Seilzüge wie ein modernes Tor in den Himmel ragen. Von hier aus hatte man einen eindrucksvollen Blick auf die andere Seite der Daugava, wo sich die Lettische Nationalbibliothek mit ihrer futuristisch-schiefen Glasfassade erhob – ein wahres architektonisches Ausrufezeichen.
Weiter ging es durch das Central Business District of Riga, vorbei an der Zentralbank, die mit ihrer klassisch-repräsentativen Fassade ein sichtbares Zeichen wirtschaftlicher Bedeutung setzt. Danach führte die Strecke zur Nationaloper, deren weißer Bau mit korinthischen Säulen an große europäische Theaterbauten erinnert.
Die Route schlängelte sich weiter zur Fakultät für Wirtschaft und Management der Universität Riga (LU BVEF), ein modernes Hochschulgebäude, das Riga als Bildungsstandort repräsentiert. In der Nähe passierten sie die renommierte Stockholm School of Economics in Riga – ein weiteres Zeichen für den internationalen Anspruch dieser Stadt.
Ein Höhepunkt der Route war das Jugendstilviertel, das zum UNESCO-Welterbe gehört. Hausfassaden wie aus einem Märchenbuch zogen vorbei – überbordende Ornamente, geschwungene Balkone, Gesichter in Stein gemeißelt, jede Fassade ein Kunstwerk. Die Gebäude erzählten von einer Blütezeit um 1900, in der Riga zu einem architektonischen Juwel aufstieg.
Die Rundfahrt setzte sich fort vorbei an der Skonto-Halle und dem ehemaligen KGB-Hauptquartier, heute ein düsteres, mahnendes Gebäude, das die dunklen Kapitel der lettischen Geschichte nicht verschweigt. Schließlich erreichten wir die goldenen Kuppeln der Geburtskathedrale, deren russisch-orthodoxe Pracht erneut beeindruckte, bevor die Tour am Hauptbahnhof vorbeiführte und an der 11. novembra krastmala endete.
Panorama & Spiritualität
Da noch etwas Zeit war, nutzte Hans die Gelegenheit und erklomm die Aussichtsplattform der Petrikirche – bequem per Fahrstuhl für 9 €, ein absolut lohnender Preis. Oben bot sich ein atemberaubender Rundblick über Riga: die Altstadt mit ihren roten Dächern, die Daugava mit ihren Brücken, die goldenen Kirchturmspitzen und im Hintergrund die moderne Silhouette der Neustadt – ein stilles, ehrfurchtgebietendes Panorama.
Inge zog es währenddessen in das Innere der Petrikirche, das in schlichtem Backstein gehalten, aber dennoch voller historischer Würde ist. Die hohen gotischen Bögen, das Lichtspiel durch die Fenster und der weite Raum ließen Geschichte greifbar werden.
Danach besuchten wir noch kurz den berühmten Zentralmarkt. Die fünf großen Hallen, einst für Zeppeline erbaut, beherbergen heute ein riesiges Angebot an frischen Lebensmitteln, Gewürzen, Blumen und regionalen Spezialitäten. Ein quirliger Ort voller Farben, Düfte und Stimmen – ein authentischer Blick in den Alltag der Stadt.












Parallelprogramm: Die Kinder auf Free Walking Tour
Währenddessen nahmen unsere Kinder an einer Free Walking Tour durch die historische Altstadt teil. Die Tour war nicht nur unterhaltsam, sondern vor allem informativ: Mit einem sachkundigen Guide erkundeten sie enge Gassen, Plätze, Hinterhöfe und erfuhren spannende Hintergründe zu den historischen Bauten, Legenden der Stadt und kulturellen Besonderheiten. Die Begeisterung war groß – „Sehr, sehr informativ“, so lautete das einstimmige Fazit.
Wiedersehen und gemeinsames Genießen
Gegen 14:00 Uhr trafen wir uns alle wieder im stilvollen Golden Coffee, einem gemütlichen Restaurant-Café mit entspannter Atmosphäre. Bei duftendem Kaffee und einem kleinen Dessert ließen wir die bisherigen Eindrücke Revue passieren und schmiedeten Pläne für den Nachmittag.
Gestärkt zog es uns erneut zu den Bremer Stadtmusikanten – ein zweiter Besuch, diesmal mit der ganzen Familie. Der Weg führte uns vorbei an der eleganten Oper und der Deutschen Botschaft, die sich ganz in der Nähe befindet. Danach betraten wir die Geburtskathedrale, diesmal auch von innen. Der Prunk, die Ikonen, die goldverzierten Altäre und die sakrale Stille schufen eine fast mystische Atmosphäre – ein spiritueller Moment inmitten des städtischen Trubels.
Bierfestival & Abendessen
Am späten Nachmittag zog es uns erneut in den Park bei der Lettischen Kunstakademie, wo das Bierfestival nun in vollem Gange war. Fröhliche Musik, Klänge von Straßenmusikern, Gelächter und der Duft nach Gegrilltem erfüllten die Luft. Wir probierten ein frisch gezapftes lettisches Bier, während Inge sich am bunten Treiben erfreute. Die Stimmung war ausgelassen und herzlich – eine wunderbare Gelegenheit, Einheimische und andere Reisende zu treffen.
Das Abendessen nahmen wir in einem nahegelegenen, gemütlichen Lokal ein (xxxxx Name wird gerne ergänzt, wenn du möchtest), wo wir lettische Spezialitäten mit internationalem Einschlag genossen – deftig, raffiniert und mit viel Liebe zubereitet. Ein rundum gelungener Abschluss für diesen Tag.
Abschluss in der „Baker Street“
Unser letzter Spaziergang des Tages führte uns über den abendlichen Rätslaukums square – Rathausplatz, vorbei am erleuchteten Rathaus und dem majestätischen Schwarzhäupterhaus. Die Gebäude glänzten im Licht der Straßenlaternen, während ein leichter Wind durch die Gassen der Altstadt wehte. Schließlich erreichten wir wieder unsere Jauniela – für uns inzwischen nur noch liebevoll „die Baker Street“. Unser Hotel Justus empfing uns erneut mit seiner behaglichen Ruhe.
Fazit: Ein Tag voller Perspektiven
Der zweite Tag in Riga hatte uns neue Perspektiven eröffnet: aus der Höhe, im Bus, in der Geschichte, in Gesprächen und beim Genuss. Riga zeigte sich als vielseitige, weltoffene Stadt mit einem reichen kulturellen Erbe – und wir fühlten uns mehr und mehr als Teil davon.
Dritter Tag in Riga – Zwischen Geschichte, Jugendstil und Weitblick
Ein neuer Tag in Lettlands Hauptstadt, und erneut zeigte sich Riga von seiner vielschichtigen Seite. Der Himmel war wolkenverhangen, aber der Regen hielt sich zunächst zurück. Wie schon an den Vortagen teilten wir uns auch heute auf, um unterschiedliche Aspekte dieser faszinierenden Stadt zu erkunden.
Ein Morgen in luftiger Architektur – Nationalbibliothek & Jugendstil
Inge und Hans zog es zunächst zur spektakulären Lettischen Nationalbibliothek, der sogenannten „Schloss des Lichts“ (Gaismas pils). Ihre imposante Glas- und Stahlarchitektur, entworfen vom international bekannten lettischen Architekten Gunnar Birkerts, erhebt sich wie ein moderner Berg über das südliche Ufer der Daugava.
Leider waren wir zu früh dran – Samstags öffnet die Bibliothek erst um 11 Uhr – aber auch das Foyer beeindruckte durch seine Weitläufigkeit, Klarheit und Ruhe. Die Atmosphäre war fast sakral, die Linienführung modern und großzügig. Uns erinnerte das Innenleben mit seinen offenen Galerien und gläsernen Fronten an die Stadtbibliothek Stuttgart, ebenfalls ein Tempel des Wissens in lichtdurchfluteter Form.
Nach einem kurzen Moment des Staunens machten wir uns zu Fuß über die Akmens tilts (Steinbrücke) zurück auf das rechte Daugava-Ufer. Der Blick von der Brücke zurück zur Bibliothek war nochmals ein Panorama wert – das Bauwerk spiegelte sich leicht glitzernd im Fluss. Kurz darauf wartete unser guter alter Bekannter schon auf uns: der Hop-on-Hop-off-Bus an der 11. novembra krastmala. Und wie am Vortag ergatterten wir erneut die begehrten Plätze in der ersten Reihe des Oberdecks – beste Sicht garantiert. „Incredible!“ – war alles, was uns einfiel.
Im Herzen des Jugendstils – Alberta iela und mehr
Nach wenigen Stopps stiegen wir an der Alberta iela aus – der berühmten Straße, die wie kein anderer Ort in Riga den Jugendstil verkörpert. Hier reiht sich ein kunstvoll verziertes Gebäude an das nächste: verspielte Fassaden, Medusenhäupter, florale Ornamente, Gesichter, Tiere, überbordende Details – jedes Haus ein eigenes Kunstwerk.
In dieser kleinen Straße wird Riga als Jugendstilhauptstadt Europas greifbar. Unsere Handykameras glühten – jedes Detail, jede Säule, jedes Relief schien ein Foto wert zu sein. Übrigens, ganz nebenbei bemerkten wir, dass sich hier auch die Österreichische Botschaft befindet – ein stattlicher Bau, fast so prunkvoll wie die Nachbarhäuser. „Naja, das Land gönnt sich ja sonst nichts“, war Hans’ trockener Kommentar, den Inge lachend aufnahm.
Nach diesem visuellen Rausch war es Zeit für eine Pause. Im stilvoll-ungewöhnlich benannten Café „This Place Doesn’t Need A Name Antonijas“ fanden wir genau das, was wir brauchten: guten Kaffee, ein feines Dessert und eine wunderbar entspannte Atmosphäre. Riga kann also nicht nur prachtvoll, sondern auch lässig und modern sein.









Von alten Brüdern und stalinistischen Höhen
Gestärkt setzten wir unsere Tour fort, spazierten die elegante Elizabetes iela entlang zur nächsten Bushaltestelle am Kalpaka bulvāris. Ganz in der Nähe hätten wir das Medizinhistorische Museum Paula Stradiņa besuchen können – ein ungewöhnlicher, aber sicher lohnender Abstecher. Vielleicht beim nächsten Riga-Besuch!
Stattdessen zog es uns zu den „Drei Brüdern“ (Trīs brāļi) – drei historische Wohnhäuser, die exemplarisch die Entwicklung des Wohnbaus in Riga vom 15. bis zum 17. Jahrhundert zeigen. Besonders der älteste der drei Brüder, mit seiner schlichten gotischen Fassade und den kleinen Fenstern, erinnerte uns an das mittelalterliche Stadtbild, das Riga einst prägte.
Nur wenige Schritte entfernt lag das Lettische Parlament in einem streng wirkenden, aber eleganten Gebäude. Wir kamen auch an der Botschaft Italiens vorbei, bevor wir uns Richtung Hauptbahnhof wandten. Über die Dzirnavu iela, vorbei an der orthodoxen Kirche „Vissvētās Dievmātes Pasludināšanas pareizticīgo baznīca“, erreichten wir schließlich einen weiteren monumentalen Bau: die Lettische Akademie der Wissenschaften.
Dieses markante Gebäude im stalinistischen Zuckerbäckerstil, 1961 fertiggestellt, ist auch als „Stalins Geburtstagskuchen“ bekannt. Mit dem Aufzug fuhren wir zur Aussichtsplattform – in luftiger Höhe eröffnete sich uns ein neuer Rundblick über die Stadt, diesmal von der anderen Seite her betrachtet: der Zentralmarkt, die Altstadt, die Daugava, Industrieanlagen und das weite Umland. Ein großartiger, erhabener Moment, den wir mit unzähligen Panoramafotos festhielten.
Jugendstil aus Expertensicht – Hanna und Sebastian auf Art Nouveau Tour
Hanna und Sebastian unternahmen währenddessen eine geführte Jugendstil-Walking-Tour, bei der sie noch tiefer in die architektonische Seele Rigas eintauchten. Sie besichtigten nicht nur die berühmten Straßen Alberta und Elizabetes iela, sondern erhielten auch einen ausführlichen historischen Kontext zur Entstehung dieses Architekturstils.
Die Tour beleuchtete das Riga der Jahrhundertwende, eine Zeit des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs und sozialen Wandels. Besonders spannend waren die Erläuterungen zu Mikhail Eisenstein – einem der bedeutendsten Architekten dieser Epoche – und zu Konstantīns Pēkšēns, der mit seinem Atelier ein wesentlicher Impulsgeber des Rigenser Jugendstils war.
Ein Zitat fiel besonders auf: „Wenn man in Riga nach oben schaut, ist es wie ein Spaziergang durch ein Museum unter freiem Himmel.“ – Diese Tour war ein absolutes Highlight. Die Kinder waren beeindruckt – und das sagt bei Architekturführungen einiges aus!
Bierfestival, Abendessen & Heimkehr im Regen
Gegen 17:00 Uhr trafen wir uns wieder auf dem Bierfestival bei der Kunstakademie. Das Gelände war nun richtig belebt, der Regen hatte aufgehört, Musik und Lachen lagen in der Luft. Bei einem kühlen Bier tauschten wir unsere Eindrücke aus – die Begeisterung über das Gesehene war auf allen Seiten groß.
Auf dem Rückweg zog dann doch noch ein kräftiger Regenschauer über uns hinweg – typisch für einen Rigaer Frühsommerabend. Doch halb so wild, denn das Hotel war nah. In einem kleinen, charmanten Restaurant ganz in der Nähe – der Name liegt vielleicht noch auf der Zunge – fanden wir Unterschlupf, wärmten uns auf und ließen den Tag mit einem herzhaften Abendessen ausklingen.
Fazit: Ein Tag für alle Sinne
Der dritte Tag in Riga war ein Fest für die Augen, ein Ausflug in die Architekturgeschichte, ein Spaziergang durch vergangene Epochen und moderne Perspektiven. Die Kontraste – von barocken Altstadthäusern über Jugendstilträume bis zu sowjetischer Monumentalität – machten diesen Tag besonders facettenreich.
„Schee war´s wieder.“ – Treffender kann man es kaum sagen.
Vierter Tag – Abschied von Riga und turbulente Heimreise
Unser letzter Tag in Riga begann – wie immer – mit einem gemütlichen Frühstück im stilvollen Hotel Justus. Während draußen bereits die Stadt zu erwachen schien, überlegten wir bei frischem Kaffee und lettischem Gebäck, wie wir die letzten Stunden vor der Abreise noch sinnvoll nutzen könnten.
Eigentlich wollten wir den Vormittag dem Rigaer Dom widmen, einem der bedeutendsten Sakralbauten des Baltikums. Leider mussten wir vor Ort erfahren, dass der Dom an diesem und auch am Folgetag für Besucher geschlossen war – ein kleiner Wermutstropfen, aber kein Grund für Trübsal. Riga hatte uns in den letzten Tagen so reich beschenkt, dass wir gelassen blieben und spontan umdisponierten.
Spaziergang an der Daugava/Düna – ein letzter Blick aufs Wasser
Gemeinsam machten wir uns auf zu einem letzten Spaziergang entlang der Daugava/Düna. Wir schlenderten am Monument 1905 The Fighters vorbei, das an die revolutionären Ereignisse des Jahres 1905 erinnert – ein eher stilles, aber beeindruckendes Denkmal. Die Atmosphäre am Fluss war ruhig und entspannt, das Licht spielte auf dem Wasser, Möwen kreisten über den Anlegestellen. Die kürzlich neugestalteten Uferpromenaden luden mit Bänken, gepflegten Wegen und Begrünung zum Verweilen ein – ein würdevoller Abschiedsspaziergang.
Zentralmarkt – die Vielfalt Lettlands unter einem Dach
Unser Weg führte uns schließlich über die Generāļa Radziņa krastmala zum imposanten Zentralmarkt von Riga, einem der größten und vielfältigsten Märkte Europas. Seit 1998 gehört das Areal mit seinen fünf ikonischen Hallen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Einst beherbergten diese Gebäude Zeppeline, heute sind sie Heimat einer schier unendlichen Vielfalt an frischen Waren und Spezialitäten.
Wir tauchten ein in die Fischhalle mit ihrem unverkennbaren Geruch nach Meer, dann in die Gemüse- und Obsthalle, wo die Farben und Düfte Lettlands den Raum erfüllten. Besonders eindrucksvoll war auch die Milchhalle, in der Käse, Sahne, Joghurt und andere Molkereiprodukte in endloser Auswahl präsentiert wurden. Die Fleischhalle und der Gastronomiebereich vervollständigten das Marktbild.
Draußen auf den Freiflächen herrschte geschäftiges Treiben. Zwischen bunten Blumenständen, Ständen mit saisonalem Obst, Kleidungsangeboten und Haushaltswaren aller Art wirkte der Markt wie ein lebendiges Abbild der lettischen Alltagskultur. Authentisch, intensiv, unvergesslich.








Letzte Schritte durch die Altstadt
Auf dem Rückweg in Richtung Altstadt genossen wir ein letztes Mal die mittelalterliche Kulisse. Wir spazierten am Parlament von Lettland vorbei, bewunderten die schöne Fassade des Kunstmuseums, die mit neoklassizistischen Details und klaren Linien hervorsticht, und machten am Domplatz noch eine kleine Pause.
Dort entdeckten wir auch die VR-Station „Riga’s Time Jump“, die mit einer Art Fernglas in die Vergangenheit blicken lässt – eine innovative Möglichkeit, Rigas Geschichte virtuell zu erleben. Natürlich durfte auch eine abschließende Fotosession vor dem Dom nicht fehlen, auch wenn wir ihn nicht von innen bestaunen konnten.
Aufbruch zur Heimreise
Zurück in unserer „Bakerstreet“, wie wir liebevoll die Jauniela nannten, hieß es nun: Koffer schnappen und Abschied nehmen. Das Personal verabschiedete uns freundlich, und pünktlich machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle Grecinieku iela. Der zuverlässige Bus 22 brachte uns in rund 30 Minuten zurück zum Flughafen Riga (Lidosta Rīga). Die Abwicklung vor Ort war angenehm unkompliziert – ein letzter Pluspunkt in einem durchweg gut organisierten Reiseland.
Mit Air Baltic flogen wir sicher und pünktlich zurück nach Frankfurt. Die Maschine hob ab, wir warfen einen letzten Blick auf die weite Daugava und die Dächer der Stadt – Riga verabschiedete sich unter einem wolkenverhangenen Himmel, der ein wenig unsere Stimmung widerspiegelte: ein bisschen wehmütig, aber erfüllt.
Zurück im Bahnchaos – Willkommen daheim
Zurück auf deutschem Boden wollten wir – naiv, wie man eben ist – mit dem nächstbesten ICE direkt nach Stuttgart fahren. Doch Deutschland wäre nicht Deutschland ohne seine berühmten Bahnkapriolen. Ein Oberleitungsschaden zwang unseren ICE zur Umleitung über den Frankfurter Hauptbahnhof, gefolgt von dreimaligem Bahnsteigwechsel, nervösem Blick auf die Anzeigetafeln und schließlich doch dem erfolgreichen Einstieg in einen verspäteten Zug, der uns endlich Richtung Heimat brachte.
Im Nachhinein konnten wir darüber schon fast lachen – zwischen improvisierten Ansagen, wackelnden Koffern und dem klassischen Bahnansager:
„Thank you for travelling with Deutsche Bahn“ – ein Satz, der irgendwie ironisch klang nach dem vorangegangenen Chaos.
Ein letzter Gruß: Bis zum nächsten Mal
In Stuttgart angekommen, verabschiedeten wir uns – müde, aber zufrieden – voneinander. Der gemeinsame Familienurlaub in Riga war reich an Erlebnissen, Stimmungen, Begegnungen und kleinen Wundern. Es war eine Reise voller Überraschungen, Geschichte und Schönheit.
Riga war eine Reise wert – und zwar jede Minute.
Schee war’s. Bis zum nächsten Family-Trip!
Kurzer Reiseüberblick
Flug mit Air Baltic von Frankfurt/Main nach Riga und zurück
Besichtigung vieler verschiedener Sehenswürdigkeiten in Riga
Hop-On-Hop-Off Busfahrt mit der Redline (2 Tagesticket für 30€)
Freewalking Tour durch die historische Altstadt
Geführte Jugendstil-Freewalking-Tour
Besuch der Panoramaplattform auf der Pertrikirche und der Lettischen Akademie der Wissenschaften
Resümee
Die Reise buchten wir bei Discovery Reisen in Tamm. Wie immer perfekt! Beratung und Service ausgezeichnet! Durchgeführt wurde die Reise von DERTOUR.
Nach 4 Tagen und über ca. 2.534 km Flug mit Air Baltic, ca. 46 km mit Bussen, ca. 220 km mit Zügen in D, ca. 180 km mit dem Auto und viele km zu Fuß sind wir wieder zu Hause angekommen!
Insgesamt war es ein schöner und sehr erlebnisreicher Urlaub.
Wir lernten die Gastfreundschaft in fremden Ländern wieder einmal schätzen.
Die Reisegestaltung durch DERTOUR war gut gelöst. Das Hotel war lag zentrumsnah. Die bedeutendstens Stätten der historische Altstadt waren gut zu fuß erreichbar.
Air Baltic: Die Airline kann man bedenkenlos weiterempfehlen.
Zugfahrt mit Deutscher Bahn: Wer Herausforderungen liebt fährt Deutsche Bahn! Ein Erlebnis allemal.
Busfahrt: Der Flughafen-Zubringer Bus22 ist sehr zu empfhelhen. Kostengünstig ist man in 30 min in der Nähe des Rathauses.
Orte und bedeutende Sehenswürdigkeiten:
Hier alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Muss jeder für sich erfahren.
Unterkunft:
Hotel Justus in Riga: Nettes zentrumnahes, geschichts- und filmträchtiges Hotel in der Nähe des Doms. Die bedeutendstens Stätten der historische Altstadt waren praktisch um die Ecke.
Auf Wiedersehen – Goodbye
Ardievas (Lettisch)