Die Azoren – São Miguel/Ponta Delgada

Im Februar 2025 besuchten wir die Azoren-Insel São Miguel. Geplant waren 8 Tage mit nicht geplanter Verlängerung verbrachten wir 13 Tage auf der Insel.
Inhaltsverzeichnis
Anreise nach Ponta Delgada
Mittwoch, 12. Februar 2025 in aller Frühe – die Koffer standen bereit, die Vorfreude auf die Azoren war spürbar. Von Tamm aus ging es zunächst mit der S-Bahn und dem Zug nach Frankfurt. Noch war der Himmel grau und winterlich, doch im Herzen war schon Frühling – schließlich lag eine Woche auf der grünen Atlantikinsel São Miguel vor uns.
Am Frankfurter Flughafen herrschte geschäftiges Treiben, doch die Abfertigung verlief reibungslos. Mit TAP Air Portugal hoben wir ab – der erste Flugabschnitt führte uns nach Lissabon. Der Airbus glitt sanft durch die Wolkendecke, der Service war freundlich, der Flug ruhig. In Lissabon hatten wir nur eine kurze Umsteigezeit, doch alles lief wie am Schnürchen. Weiter ging’s über den Atlantik – ein ruhiger Flug mit weichem Licht, das durch die Fenster fiel, und immer mehr Vorfreude auf das, was kommen sollte.
Gegen Abend tauchte die Insel São Miguel im weiten Ozean auf – ein sattgrünes Band, umspült von Schaumkronen. Die Landung in Ponta Delgada war etwas hart, der Flughafen klein, überschaubar und angenehm entspannt. Nach der Gepäckabholung – die zügig vonstattenging – holten wir unseren Mietwagen ab: ein Toyota Yaris. Etwas kompakt, aber wendig, ideal für die engen Straßen und kurvigen Wege der Azoren.
Die ersten Eindrücke auf der Fahrt zum Hotel VIP Executive Azores in Ponta Delgada waren geprägt vom milden Atlantikklima, üppigem Grün und einer wohltuenden Ruhe. Am Hotel angekommen, checkten wir schnell ein – die Lobby war schlicht-modern, das Personal freundlich und effizient. Nach dem langen Reisetag gönnten wir uns an der Hotelbar noch einen kleinen Imbiss – ein Sandwich, ein kühles Getränk, ein kurzer Moment der Erholung. Dann ging’s ins Zimmer – ein tiefer Atemzug, ein Blick aus dem Fenster auf die dunkle Weite des Atlantiks, und schließlich: ab ins Bett.
Der erste Tag war geschafft – und der Zauber der Azoren hatte gerade erst begonnen.
Go West – Sete Cidades, Mosteiros
Der erste volle Tag auf São Miguel begrüßte uns mit einer frischen Atlantikbrise und verheißungsvoll aufziehendem Sonnenlicht. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel – mit warmem Brot, frischem Käse und dem typischen, starken Kaffee der Azoren – starteten wir unser Abenteuer in den wilden Westen der Insel.
Mit dem kleinen Toyota Yaris ging es auf die EN1-1A – die Straßenführung war überraschend gut, der Verkehr überschaubar. Der erste Stopp ließ nicht lange auf sich warten: Miradouro do Caminho Novo. Schon hier offenbarte sich die unvergleichliche Landschaft – tiefgrüne Kraterwände, wogendes Gras, und in der Ferne glitzerte bereits das Wasser des Lagoa Azul und Lagoa Verde und wir genossen den herrlichen Blick auf Sete Cidades.
Weiter ging’s auf der 9-1, die sich kurvig durch Hügel und Wälder schlängelte, bis wir am Miradouro do Cerrado das Freiras ankamen. Und dann: dieser Moment. Der Blick öffnete sich plötzlich in voller Pracht auf die beiden Kraterseen – den blau schimmernden Lagoa Azul und den grün leuchtenden Lagoa Verde. Es war, als hätte jemand zwei Edelsteine in die Landschaft gelegt. Atemberaubend!
Ein kurzer Fotostopp am Miradouro da Lagoa de Santiago rundete das Panoramaspektakel ab – wie ein geheimer, versteckter See lag er still in seinem bewaldeten Kessel. Am Lagoa Verde machten wir Halt bei Garoupa Canoe Tours. Zwar stiegen wir nicht ins Boot, aber der kleine Spaziergang über den Canal das Sete Cidades, die schmale Brücke, die die beiden Seen verbindet, war friedlich und idyllisch. Enten schnatterten am Ufer, Kinder warfen Brot ins Wasser, und das Licht spiegelte sich sanft auf der Oberfläche. Ein Stück weiter entdeckten wir im Ort die Caminho das Ruas, eine Straße mit ganz eigenwilligem Charakter – schwarze Lavastein-Häuser mit weißen Fensterrahmen, fast gespenstisch in ihrer Ruhe.
Der nächste Aussichtspunkt, der Miradouro da Lomba do Vasco, bot einen neuen, dramatischen Blick: diesmal nicht auf die Seen, sondern direkt hinaus auf den endlosen Atlantik. Der Wind wehte kräftig, die Brandung war bis hier oben zu hören. Über das abgelegene Versea fuhren wir schließlich zum Farol da Ferraria, einem Leuchtturm auf einer vulkanischen Landzunge. In der Nähe befindet sich ein warmes Thermalbad im Meer – heute ließen wir es aus, aber allein der Blick auf die schroffe Küste war spektakulär.
Am Miradouro da Ponta do Escalvado hielten wir erneut inne – ein Logenplatz über dem brodelnden Meer. Dann folgte das pittoreske Fischerdorf Mosteiros. Dort beeindruckte nicht nur die hübsche Kirche Igreja Paroquial dos Mosteiros, sondern auch – ganz praktisch – die modernsten und saubersten öffentlichen Toiletten, die man sich wünschen kann. Ein Spaziergang führte uns zur Küste, Ponta do Castelo. Der Wind peitschte uns ins Gesicht, die Gischt stieg meterhoch, als Wellen mit unbändiger Kraft auf die Felsen trafen. Die rohe Energie des Atlantiks war körperlich spürbar.
Die Fahrt entlang der Küste war ein Highlight für sich – vorbei an alten Windmühlen, darunter die Moinho do Pico Vermelho, stumme Zeugen vergangener Zeiten. Zurück in Ponta Delgada parkten wir bequem im Parking Avenida, Zugang Ost. Ein Bummel führte uns vorbei an der Church of São Pedro, direkt zu den berühmten Portas da Cidade – das Tor zur Stadt und das wohl bekannteste Postkartenmotiv.
Die Igreja Matriz de São Sebastião beeindruckte mit ihrem prächtigen Inneren. Vom barocken Hochaltar bis zu den kunstvoll bemalten Decken – alles schien vor Geschichte zu atmen. Danach schlenderten wir vorbei am Comando da Zona Marítima dos Açores zur alten Festung Forte de São Brás, deren Mauern früher die Insel vor Piraten schützten.
Das moderne Kreuzfahrtterminal enttäuschte ein wenig – groß, funktional, kühl – im starken Kontrast zur gewachsenen Altstadt. Aber so ist auch das: Teil des heutigen São Miguel.
Zum Abschluss gönnten wir uns eine wohlverdiente Pizza im Parque Atlântico – nicht typisch azoreanisch, aber lecker und genau das Richtige nach einem Tag voller Eindrücke. Zurück im Hotel warf die untergehende Sonne ihren letzten Schein auf den entfernten Pico da Barrosa – ein stiller Gruß vom Zentrum der Insel. Wir waren müde, aber erfüllt. Der Westen São Miguels hatte uns nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil: Er hatte uns verzaubert.
Nord Ost – Nordeste, Farol do Arnel – Autopanne inklusive
Der nächste Morgen begann wieder mit einem guten Frühstück im Hotel – noch ahnten wir nicht, dass dieser Tag alles andere als gewöhnlich werden würde. Gut gestärkt setzten wir uns in unseren kleinen silbernen Yaris und nahmen Kurs auf den Nordosten der Insel – die „wilde Seite“ von São Miguel, bekannt für dramatische Klippen, urige Dörfer und atemberaubende Ausblicke.
Über die EN1-1A und den Eixo Norte-Sul ging es zügig voran. Hinter Ribeira Grande verließen wir die Schnellstraße und wechselten auf die malerische Küstenroute. Der erste Stopp ließ nicht lange auf sich warten: Miradouro de Santa Iria. Der Wind fegte uns dort kräftig um die Ohren, dunkle Wolken jagten über den Himmel – und doch war der Anblick magisch. Der Atlantik wirkte schier unendlich, mit weißen Gischtlinien, die sich entlang der steilen Küste brachen.
Wir setzten die Fahrt auf der kurvigen, schmalen Küstenstraße fort – rechts das grüne Inland, links das ungestüme Meer. Beim Parque de merendas da Ribeira Despe-te Que Suas legten wir einen kurzen Halt ein. Der kleine Rastplatz war idyllisch, fast menschenleer. Bänke, von Farn und Moos umgeben, luden zum Verweilen ein.
Nächster Halt: der Miradouro da Boca da Ribeira. Auch hier – der Atlantik in all seiner Kraft. Und nur wenige Minuten später standen wir fassungslos am Strandbad Piscina Natural Da Boca De Ribeira. Der raue Ozean tobte! Die Naturbecken, normalerweise ein Ort der Entspannung, wurden von meterhohen Wellen überspült. Wir blieben auf sicherer Distanz – und genossen das Spektakel. Gewaltig, eindrucksvoll, respekteinflößend.
Weiter ging’s nach Nordeste, dem charmanten Städtchen am östlichsten Zipfel der Insel. Wir parkten hinter der Church of São Jorge und spazierten durch die ruhigen, sauberen Straßen. Kopfsteinpflaster, bunte Fassaden, und das Gefühl, ganz weit weg vom Rest der Welt zu sein.
Das große Abenteuer
Dann kam das große Abenteuer – und leider auch der Tiefpunkt des Tages: die Fahrt zum Farol do Arnel. Die Straße dorthin ist berühmt-berüchtigt: extrem steil, eng, kurvig. Für unseren kleinen Yaris eine echte Herausforderung. Der Abstieg zum Porto do Nordeste war zwar spektakulär, der kleine Hafen friedlich und wunderschön gelegen. Doch die Rückfahrt wurde zur Katastrophe.
Die Kupplung roch plötzlich verdächtig. Rauch stieg auf. Dann ging gar nichts mehr. Direkt oberhalb des Leuchtturms, kurz vor dem letzten Anstieg, war Schluss – die Kupplung war durchgebrannt. Und wir blockierten die Straße.
Zuerst war da Schock. Dann kamen Hilfe und Mitgefühl: Einheimische versuchten zu schieben, zu beraten, zu trösten. Doch letztlich blieb nur der Anruf bei der Mietwagenhotline am Flughafen. Die erste Reaktion: „Dort hätten Sie gar nicht hinfahren dürfen. Der Schaden geht zu Ihren Lasten.“ – Na toll.
Doch das Schicksal hatte auch helfende Hände geschickt: Ein Mitarbeiter der Mietwagenfirma erschien vor Ort, organisierte einen Traktor, der uns mühselig den Berg hinaufzog. Eine Stunde später kam ein Abschleppwagen. Unser armer Yaris wurde abtransportiert – und wir? Wir bekamen ein Taxi zum Flughafen organisiert. Die Fahrt zog sich – wir waren erschöpft, enttäuscht, aber auch irgendwie erleichtert.
Am Flughafen überreichte man uns einen neuen Toyota Yaris – diesmal in elegantem Schwarz. Vielleicht ein Neuanfang?
Mit letzter Kraft fuhren wir zum Parque Atlântico, wo wir uns – wie schon am Vortag – eine große, knusprige Pizza gönnten. Dieses Mal schmeckte sie besonders nach Trost. In der Hotellobby ließen wir den Abend bei einem Aperitif ausklingen. Der war verdient.
Der Tag war gebraucht – im doppelten Sinn. Aber auch das gehört zum Reisen: Unerwartetes, Pannen, und Geschichten, die man später lachend erzählt.
Nach Ribeira dos Caldeirões über den Osten bis nach Furnas
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns erneut auf den Weg – São Miguel hatte noch so viele Ecken zu bieten, und heute stand der Nordosten auf dem Plan. Zunächst ging es quer durch Ponta Delgada, vorbei am großen Kreuzfahrterminal, wo die beeindruckende Norwegian Breakaway vor Anker lag – ein schwimmender Koloss, der mit seiner Größe fast die umliegenden Gebäude in den Schatten stellte. Ein majestätischer Anblick!
Über die inzwischen vertraute EN1-1A und den Eixo Norte-Sul rauschten wir vorbei an Ribeira Grande – diesmal ohne Stopp – unser Ziel: der sagenhafte Parque Natural da Ribeira dos Caldeirões. Der Weg dorthin wurde immer kurviger, die Landschaft grüner, dichter, ursprünglicher. Am Park angekommen, begannen wir mit einer kleinen Stippvisite bei den Cascata da Ribeira dos Caldeirões – der Wasserfall stürzte fotogen über die Felsen, umgeben von üppiger Vegetation, Moos, Farnen und alten Steinmauern. Ein erster Vorgeschmack auf die Naturschönheit, die uns erwartete.
Dann ging es tiefer hinein in den Parque Natural. Das Gelände ist wie ein lebendiges Freilichtmuseum: historische Wassermühlen, gepflegte Gärten, hölzerne Stege und verschlungene Pfade. Die erste Water Mill, mit ihren dicken Steinmauern, wirkte wie aus einer anderen Zeit, die zweite war sogar noch uriger und umgeben von kleinen Wasserläufen.
Ein Stück weiter hörte man das Tosen eines gewaltigen Wasserfalls. Und tatsächlich – dort, unterhalb einer steilen Felswand, wagten sich einige waghalsige Abenteurer in die Fluten. Sie sprangen in das eiskalte Wasser, begleitet vom Jubel ihrer Freunde. Unglaublich! Wir spazierten weiter vorbei an einem kleinen See zurück zum Eingang des Parks. Jeder Winkel dort wirkte durchdacht, gepflegt und dennoch wild – Natur und Geschichte in perfekter Harmonie.
Mit unserem neuen schwarzen Yaris fuhren wir weiter durch Nordeste, winkten dem nun wohlbekannten Farol do Arnel aus der Ferne zu (diesmal lieber nur aus sicherer Distanz!) und erreichten schließlich den Miradouro da Ponta do Sossego. Ein verstecktes Paradies: üppige Blumenbeete, Palmen, Steinbänke und ein Ausblick, der einem den Atem raubte. Wir waren ganz allein – nur das Rauschen des Meeres und das Kreischen der Möwen begleiteten uns.
Nur wenige Kilometer weiter lag der nächste Postkartenblick: Miradouro da Ponta da Madrugada. Auch hier ein Garten wie gemalt, mit Hibiskus, Hortensien und endlosem Atlantik am Horizont. Am Miradouro do Pico Longo eröffnete sich schließlich ein Panorama über die dramatisch zerklüftete Landschaft bis nach Povoação. Diese Aussicht – sattes Grün, dunkle Felsen, blauer Himmel – ließ uns immer wieder anhalten und staunen. In Povoação selbst machten wir nur einen kurzen Halt am Porta do Povoamento, schlenderten durch den kleinen Hafen und ließen das charmante Küstenstädtchen kurz auf uns wirken. Danach setzten wir Kurs auf Furnas – der Boden dampfte bereits im Geiste.
Geparkt wurde am Parking Caldeiras Vulcânicas. Von dort starteten wir unseren Rundgang durch die dampfende Unterwelt: Caldeiras, die Jardim Público da Courela, die „kochende“ Caldeira de Pero Botelho, das rustikale Häuschen Chalex tia merces und das beeindruckende Aqua Santa mit 96,2 °C – alles zeugte von der unbändigen Kraft, die unter São Miguel brodelt. Der Schwefelgeruch lag in der Luft, heißer Dampf zischte aus dem Erdreich – faszinierend und ein wenig unheimlich.
Am Furnas-See machten wir noch einen Abstecher zu den Fumarolas, den dampfenden Erdlöchern, die wie geheimnisvolle Kessel aus einem Fantasy-Film wirkten. Auch hier brodelte das Leben direkt unter unseren Füßen. Später auf der Rückfahrt über die EN1-A1 machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Vila Franca do Campo und Lagoa, ehe wir schließlich in Ponta Delgada einrollten. Wieder einmal parkten wir bequem im Parking Avenida.
Ein kurzer Snack im gemütlichen Café Royal stillte den ersten Hunger – dann ging’s zurück ins Hotel. Den Abend ließen wir in der Hotellobby ausklingen – diesmal mit einem Fußballspiel der Liga Portugal Betclic: Santa Clara gegen Benfica Lissabon. Gespielt wurde nur wenige Straßenzüge entfernt, das Stadion fast spürbar. Lissabon gewann 1:0 – für die Heimfans sicher bitter, aber für uns ein perfekter Abschluss eines langen, spannenden Tages.
Ein Tag voller Naturwunder, weiten Ausblicken und dampfender Erde – São Miguel hatte uns wieder einmal verzaubert.
Fini.
Besuch von Ribeira Grande, Cascata do Salto do Cabrito bis Senhora da Paz
Nach einem stärkenden Frühstück machten wir uns gut gelaunt auf den Weg – das Tagesziel: eine abwechslungsreiche Mischung aus Wasserfällen, Küstenblicken und historischen Orten. Der Himmel war noch grau verhangen, aber das tat unserer Vorfreude keinen Abbruch.
Wir folgten der EN1-1A und dem Eixo in Richtung Ribeira Grande, der zweitgrößten Stadt der Insel. Dort angekommen, ließen wir das Auto stehen und schlenderten durch die charmanten Straßen. Ribeira Grande überraschte uns mit seinem lebendigen Zentrum, stilvollen alten Gebäuden und einem tollen Mix aus Altstadtflair und Meeresluft. Besonders der lange Sandstrand und die Promenade gefielen uns – ein perfekter Ort, um die Seele baumeln zu lassen.
Weiter ging’s zur Cascata do Salto do Cabrito. Schon vom Parkplatz aus hörte man das Rauschen des Wassers – aber der Weg dorthin war nichts für schwache Nerven. Ein steiler, teils rutschiger Abstieg führte uns hinunter in eine grüne Schlucht, und plötzlich öffnete sich der Blick auf den beeindruckenden Wasserfall: Ein kraftvoller, weißer Strahl, der sich zwischen moosbewachsenen Felsen in die Tiefe stürzte. Umgeben von dichtem Grün und urigen Felsen wirkte dieser Ort fast magisch – ein verstecktes Juwel mitten im Dschungel der Insel.
Anschließend fuhren wir weiter hinauf zum Pico da Barrosa. Je näher wir dem Gipfel kamen, desto dichter wurde der Nebel. Bei den Miradouros – Bela Vista und Lagoa do Fogo – standen wir fast im Nichts. Wolken zogen in dicken Schwaden über die Straße, die Aussicht war gleich null. Fast geisterhaft wirkten die Silhouetten der Berge – irgendwie mystisch, auch wenn wir die berühmten Kraterseen heute leider nicht zu Gesicht bekamen.
Unsere Route führte uns dann hinunter zur Südküste, in Richtung Vila Franca do Campo. Unser Ziel: der wohl schönste Aussichtspunkt der Gegend, der Miradouro da Nossa Senhora da Paz. Die weiße Wallfahrtskirche thronte auf einem Hügel, zu erreichen über eine monumentale Treppe mit kunstvollen Fliesenbildern. Oben angekommen, wurden wir mit einem fantastischen Panoramablick belohnt: Die Dächer von Vila Franca, das tiefblaue Meer, die kleine vorgelagerte Insel – ein Anblick wie aus einem Traum.
Nach diesem spirituellen Moment legten wir noch kurze Zwischenstopps ein: Zuerst an der Praia de Água D’Alto, einem herrlich breiten Strand mit dunklem Vulkansand, dann kurz an der Praia das Milícias, wo sich Einheimische beim Surfen versuchten. Zurück in Ponta Delgada parkten wir praktischerweise gleich vor dem Gebäude der Portugal Telecom. Ein kurzer Spaziergang brachte uns zum Forte de São Brás, dessen massive Mauern noch heute den Geist vergangener Zeiten atmen.
Im Café Royal, einem unserer Lieblingsspots, gönnten wir uns einen kleinen Imbiss und beobachteten das Treiben auf der Straße. Danach unternahmen wir noch einen kleinen Stadtrundgang – vorbei an den klassischen Sehenswürdigkeiten, die wir nun schon fast wie alte Bekannte begrüßten: Portas da Cidade, Igreja Matriz, Rathausplatz und der geschäftige Hafen.
Am späten Nachmittag machten wir uns schließlich auf den Weg zurück ins Hotel. Hinter uns lag ein Tag voller Kontraste – Natur pur, spirituelle Momente, ein wenig Stadtleben und jede Menge Eindrücke.
Ein schöner Tag.
Fini.
Über den Pico da Barrosa, Caldeira Velha, Rabo da Peixe bis Miradouro das Cumeeiras, Sete Cidades
Nach dem Frühstück brachen wir mit Vorfreude auf – der Tag versprach Naturerlebnisse vom Feinsten. Die Straße windete sich hinauf zum Pico da Barrosa, vorbei an dampfenden Hängen und wolkenverhangenen Höhenzügen. Und dann: der Blick vom Miradouro do Pico da Barrosa – endlich freie Sicht auf den Lagoa do Fogo! Das tieftürkise Wasser schimmerte inmitten des wilden Kraterkessels. Ein atemberaubender Moment – die ganze Magie São Miguels zu unseren Füßen.
Wir hielten kurz beim Miradouro da Lagoa do Fogo selbst, wo der Regen langsam einsetzte. In dieser mystischen Stimmung ging’s weiter zum Centro de Interpretação Ambiental da Caldeira Velha. Trotz des Wetters erkundeten wir den Park mit seinen dampfenden Quellen, moosbedeckten Steinen und exotischen Pflanzen. Es roch nach Schwefel, alles war sattgrün, fast schon urzeitlich. Die heißen Wasserfälle dampften und einige Unerschrockene badeten tapfer im warmen Wasser – wir beließen es bei der Beobachtung. Für nur einen Euro Eintritt bekamen wir Zugang zum Park; das Baden hätte 10 Euro gekostet. Im Infozentrum erfuhren wir viel über Vulkanismus, Flora und Fauna. Ein spannender Ort – und trotz Regen ein echtes Erlebnis!
Dann fuhren wir weiter nach Rabo de Peixe, einem Fischerort mit eigenem Charakter. Bei einem kleinen Spaziergang durch die Gassen bestaunten wir die besondere Lage der Stadt – dramatisch auf Klippen über dem Meer, mit Fischerbooten im Hafen und engen, verwinkelten Straßen.
Die Route führte uns dann zurück in die Höhen – steil hinauf zum Miradouro das Cumeeiras. Und dort bot sich ein Anblick, der fast den Atem raubte: Lagoa Azul und Lagoa Verde schimmerten tief unten im Krater, eingerahmt von sanften Hügeln und sattgrünen Wäldern. Der Spaziergang entlang der Höhenlinie war lang, aber lohnenswert – grandiose Ausblicke begleiteten uns fast auf Schritt und Tritt.
Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Abstecher zu den Túnel das Sete Cidades – ein fast versteckter Ort, an dem sich Natur und Technik treffen. Über die Küstenstraße ging es weiter Richtung Sete Cidades. Unterwegs genossen wir immer wieder den weiten Blick auf den offenen Atlantik, wild und faszinierend.
In Sete Cidades selbst fiel uns erneut die Reihe schwarzer Häuser auf – sechzehn identische Gebäude, alle im gleichen Stil, irgendwie geheimnisvoll. Beim Azores For All – Kayak & Paddle Rental informierten wir uns kurz, doch paddeln war heute nicht möglich – der Wasserstand war zu hoch. Am Canal das Sete Cidades machten wir einen letzten Spaziergang, bevor wir zum Miradouro do Cerrado das Freiras fuhren – ein perfekter Abschluss für diesen landschaftlich intensiven Tag. Der Blick auf die Kraterseen und den verschlungenen Ort war einfach spektakulär.
Auf dem Rückweg nach Ponta Delgada, vorbei am Flughafen, kehrten wir wie so oft im Café Royal ein. Ein kleiner Imbiss, ein letzter Espresso – und dann noch ein kurzer Bummel durch die Stadt. Am Abend zurück im Hotel, ließen wir die Eindrücke Revue passieren. Regen, Sonne, Dampf, Vulkane, Meer – alles an einem Tag.
Schön war’s. Fini.
Nach Sete Cidades, Miradouro da Vista do Rei bis Mosteiros
Ein bittersüßer Abschiedstag auf São Miguel – mit dramatischem Ende
Nach einem wie immer kräftigenden Frühstück brachen wir ein letztes Mal Richtung Westen auf – dorthin, wo die Natur São Miguels ihre volle Schönheit entfaltet. Ziel war der Parque Estacionamento Lagoa do Canário, ein versteckter Waldparkplatz mitten im satten Grün der Insel. Von hier aus führte ein kleiner Spaziergang durch mystisch moosbewachsene Bäume zum Miradouro da Vista do Rei – einem der bekanntesten Aussichtspunkte der Azoren.
Und der Name hielt, was er versprach: Der Blick auf die beiden Kraterseen Lagoa Verde und Lagoa Azul, die wie zwei Juwelen tief in der vulkanischen Caldera glitzerten, war schlicht überwältigend. Der Ort lag still da, nur der Wind strich durch das Gras – und die Kulisse wirkte wie aus einem Traum.
Ganz in der Nähe: das Monte Palace Abandoned Hotel. Ein einst luxuriöses Fünf-Sterne-Haus, das nun als Lost Place die Fantasie anregt. Zerfallene Wände, offene Stockwerke, Pflanzen, die sich ihren Weg zurückerobert haben – eine Szenerie wie aus einem post-apokalyptischen Film. Doch irgendwie faszinierend.
Unser nächster Halt war der Pico das Camarinhas, von dem aus man einen grandiosen Blick hinunter zur Ferraria-Bucht hat – wild, dramatisch, rau. Der Atlantik tobte gegen die Lavafelsen, die Gischt spritzte hoch, und die Sonne malte Glanzlichter auf das Wasser.
Der letzte Stopp des Tages – und der Reise – führte uns nach Mosteiros. Am Sunset Poço da Pedra, einem beliebten Platz direkt an der Küste, wollten wir den Tag mit einem friedlichen Sonnenuntergang beschließen. Doch es kam anders.
Der Sturz
Ein Sturz, ein Schrei – ein Beinbruch.
Inge war gestürzt, schwer. Die Stimmung kippte sofort. Mit Hilfe freundlicher Inselbewohner wurde der Notruf abgesetzt, und bald darauf erschien der Sanka (Rettungswagen), der sie nach Ponta Delgada ins Hospital do Divino Espírito Santo brachte.
Die Diagnose: ein komplizierter Bruch. Inge musste bleiben – sechs Tage im Krankenhaus. Und obwohl das alles andere als geplant war, war die medizinische Versorgung hervorragend. Modernste Ausstattung, einfühlsames Personal, ausgezeichnete Betreuung – man fühlte sich gut aufgehoben.
Der Rücktransport wurde vom ADAC organisiert. Ein begleitender Arzt wurde eingeflogen, die Logistik war reibungslos – vom Krankenhausbett in Ponta Delgada bis zum Heimatort Ludwigsburg. Eine Meisterleistung, die in dieser Ausnahmesituation enorm entlastete.
Hans verlängerte seinen Hotelaufenthalt auf der Insel, ein Mietwagen wurde neu organisiert. Die Reise hatte ein abruptes Ende genommen – aber auch gezeigt, wie wichtig Hilfe, Organisation und Menschlichkeit sind, wenn etwas Unerwartetes geschieht. Insbesondere gilt der Dank an Caroline, Mitarbeiterin von Sunset Poço da Pedra die tatkräftig bei der Erstversorgung half.
Fini – auf eine sehr andere Art als geplant. Aber mit Würde, Hilfe und Hoffnung.
Sechs Tage Verlängerung auf Sao Miguel
Ein neuer Tag, ein neues Kapitel – Verlängerung, neuer Wagen, Rückkehr nach Mosteiros
Frühstart um 5 Uhr morgens. Noch lag Ponta Delgada im Schlaf, als ich mich zum Flughafen aufmachte. Der kleine Toyota Aygo – treuer Begleiter der letzten Tage – wurde pünktlich abgegeben. Und dann: Ein neues Gefährt! Ein kurzer Abstecher zum Schalter von Europcar, ein charmantes Gespräch, ein 10-Euro-Upgrade, und plötzlich stand da ein Jeep Renegade. Kraftvoll, komfortabel, deutlich mehr Bodenfreiheit – genau das richtige für São Miguels bergige Pisten und steilen Küstenstraßen. Welch ein Unterschied!
Erst einmal gab’s zur Stärkung ein Frühstück im Parque Atlântico – vertraute Umgebung, beruhigend nach den turbulenten letzten 24 Stunden. Danach folgte ein kurzer, aber eindrucksvoller Besuch am Estádio de São Miguel – Heimat von Santa Clara, mitten in Ponta Delgada. Es war ruhig, beinahe feierlich – ein Ort der Emotionen, ganz ohne Lärm.
Anschließend ging es auf vertrauter Route nach Ribeira Grande, kurzer Besuch der schönen Strandpromenade und Atlantikluft schnubbern inklusive. Flugs ging es zurück ins Hospital do Divino Espírito Santo, wo Inge weiterhin sehr gut versorgt wurde. Die Besuchszeiten sind strikt: nur von 12 bis 14 Uhr und 18 bis 20 Uhr darf man zu den Patient:innen. Dazwischen heißt es: Geduld.
Am Nachmittag stand ein ganz besonderer Besuch an: Mosteiros. Genauer: Sunset Poço da Pedra. Dort traf ich Caroline, eine warmherzige, engagierte Mitarbeiterin, die gestern im Notfall besonnen und hilfreich gehandelt hatte. Ich überreichte ihr ein kleines Präsent – eine Geste der Dankbarkeit. Ihr Einsatz gestern war Gold wert.
Da ich nun mit dem Jeep unterwegs war, wagte ich etwas, das mit dem Aygo zu riskant erschien: die steile Abfahrt zu den Termas da Ferraria. Eine schmale Straße schlängelt sich hier dramatisch zur Küste hinunter. Unten angekommen: dampfende heiße Quellen, der wilde Atlantik, und ein Ort, an dem sich Erde und Wasser auf geheimnisvolle Weise verbinden.
Am Abend dann der zweite Besuch im Hospital. Inge war guter Dinge – trotz allem. Die Versorgung war weiterhin erstklassig, das Personal freundlich und aufmerksam. Ein wenig Zuversicht kehrte zurück.
Ein langer Tag neigte sich dem Ende zu – voller Kontraste, Begegnungen und einem Hauch von Hoffnung.
Fini – mit Zuversicht.
Ein Tag im Zeichen der Naturgewalten und Fürsorge – Pico da Barrosa und Hospitalbesuch
Nach einem ruhigen Frühstück im Hotel, begleitet vom sanften Licht des beginnenden Tages, machte ich mich erneut auf den Weg in die zentrale Bergwelt der Insel São Miguel – das Ziel: der imposante Pico da Barrosa, einer der höchsten Punkte der Insel und bei guter Sicht bekannt für seinen spektakulären Blick über die Lagoa do Fogo.
Doch heute hatte das Wetter ganz eigene Pläne.
Je höher ich fuhr, desto dichter wurde der Nebel. Die Landschaft verschwand zusehends im Grau, Bäume lösten sich in der Ferne auf wie Schatten, und bald reichte der Blick nur noch wenige Meter weit. Dazu gesellte sich ein heftiger Sturm, der an den Außenspiegeln zerrte und das Auto bei jeder Böe zum Zittern brachte. Äste lagen auf der Straße, zum Teil frisch heruntergeweht – ein deutliches Zeichen, wie ernst die Wetterlage in diesen Höhen war. Die sonst so malerische Bergstraße wirkte auf einmal unwirtlich und fast ein wenig unheimlich. Dennoch hatte diese raue Naturgewalt auch etwas Faszinierendes – eine rohe, ehrliche Energie.
Der geplante Aufenthalt am Miradouro da Lagoa do Fogo musste leider entfallen – dort war absolut nichts zu sehen außer einem dichten, milchigen Weiß. Selbst der Pico da Barrosa selbst – sonst stolz über dem Inselrücken thronend – versteckte sich heute hinter dichten Nebelschwaden.
Nach dieser wilden Wettererfahrung kehrte ich auf sicherem Weg zurück nach Ponta Delgada und stattete erneut dem Hospital do Divino Espírito Santo einen Besuch ab. Wie immer waren die Besuchszeiten streng geregelt, aber ich konnte Inge ein wenig Gesellschaft leisten und ihr die neuesten Eindrücke schildern – auch wenn das Wetter heute wahrlich kein klassisches Urlaubs-Highlight war.
Der Rest des Tages war geprägt von Telefonaten – mit dem ADAC, Versicherungen, Familie – und der Organisation der kommenden Tage. Ein eher stiller, aber dennoch intensiver Tag. Einer, an dem die Natur laut war – und wir leise wurden.
Fini – stürmisch, neblig, aber mit klarer Richtung.
Ein Tag voller Kontraste – Postkartenblick, Molkereidüfte und Krankenhausroutine
Nach einem stärkenden Frühstück machte ich mich am Vormittag erneut auf den Weg in Richtung Sete Cidades. Das Ziel war einer der berühmtesten Aussichtspunkte der Azoren – der Miradouro da Vista do Rei.
Dieses Mal begrüßte mich der Ort mit strahlend blauem Himmel, klarer Luft und fantastischer Fernsicht. Ein krasser Gegensatz zum nebligen Besuch einige Tage zuvor. Die beiden Kraterseen, Lagoa Azul und Lagoa Verde, leuchteten im Sonnenlicht in ihren charakteristischen Farben – smaragdgrün und tiefblau. Dazu das saftige Grün der umliegenden Hügel und die malerische Silhouette des Dorfes Sete Cidades inmitten des einstigen Vulkankraters – ein echtes Postkartenmotiv, das uns staunen ließ.
Im Rücken lag das Monte Palace Abandoned Hotel, das verlassene und vom Dschungel zurückeroberte Luxushotel aus den 80er-Jahren. Schon bekannt, aber immer wieder beeindruckend in seiner morbiden, fast mystischen Ausstrahlung – ein Lost Place mit Geschichte, der still über das Tal wacht.
Am frühen Nachmittag stand wieder ein Besuch im Hospital do Divino Espírito Santo auf dem Programm. Inge war guter Dinge und freute sich über die kurzen, aber intensiven Begegnungen, die dem Krankenhausalltag ein wenig Farbe verliehen.
Nach dem Besuch fuhren ich Richtung Industriegebiet Relva, zur Unileite Molkerei – oder offiziell: Unileite – Union Coop. Agricultural Dairy Prod. Island Of Milk S. Miguel CRL. Bereits beim Näherkommen lag ein deutlicher Geruch von Milch und Molke in der Luft. Hier wird die frische Milch von den Kühen São Miguels verarbeitet – zu Butter, Joghurt, Käse und vielem mehr. Zwar gab es keine offizielle Führung, doch ein kleiner Shop bot lokale Produkte an, und es war spannend, einen Einblick in die wirtschaftliche Seite der Insel zu bekommen. „Island of Milk“ ist mehr als nur ein Slogan – hier lebt eine ganze Region von der Milchwirtschaft.
Von dort ging es weiter auf eine kleine Entdeckungstour zum Antena Marconi, einer alten, verlassenen Funkstation hoch über der Küste. Die teils verfallenen Gebäude und Antennenreste zeugen von einer Zeit, in der hier noch Fernverbindungen in die ganze Welt hergestellt wurden. Ein fast vergessener Ort mit Blick auf die unendliche Weite des Atlantiks – irgendwie melancholisch und zugleich faszinierend.
Zum Abschluss des Tages stattete ich Inge noch einen letzten Besuch für heute im Hospital ab, bevor ich den Abend im Parque Atlântico bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen ließen. Ein Mix aus Panoramablicken, Industriekultur, Retro-Ruinen und familiärer Fürsorge – ein typisch vielseitiger Tag auf São Miguel.
Fini – mit klarer Sicht, weiten Wegen und kleinen Freuden.
Ein Tag zwischen Andacht, Atlantik und Alltagsritualen
Nach einem gemütlichen Frühstück im Parque Atlântico, wo mir der Duft von frischem Gebäck und Kaffee aus dem Schlaf half, startete ich meinen Tagesausflug mit einem spirituellen Ziel: der Igreja Nossa Senhora de Fátima in Lajedo. Die moderne Kirche mit ihrer schlichten, klaren Architektur und dem weit sichtbaren Turm wirkt fast skulptural in der hügeligen Landschaft. Ein Ort der Ruhe – mit einem Panoramablick über das umliegende Land bis hinunter zur Küste. Ein kurzer Moment der Einkehr und ein stiller Dank für alles, was gut läuft, auch in turbulenten Zeiten.
Anschließend fuhr ich auf der gut ausgebauten EN1-1A weiter Richtung Süden zum charmanten Porto de Pescas da Caloura. Der kleine Hafen ist ein echter Geheimtipp: bunte Fischerboote schaukeln im türkisblauen Wasser, Möwen kreischen über den Wellen, und direkt daneben ragt der Farol do Porto de Pescas da Caloura in die Höhe – ein bescheidener Leuchtturm, aber fotogen und voller Charakter. Gleich daneben lädt die Piscina de Caloura, ein natürlicher Meerwasserpool, zum Baden ein – heute allerdings nur zum Staunen. Denn der Atlantik zeigte sich wild und kraftvoll, mit meterhohen Wellen, die gegen die Felsen schlugen. Beeindruckend!
Am Nachmittag legte ich einen kurzen Stopp in Ribeira Grande ein. Die Stadt präsentierte sich heute in einem besonders dramatischen Licht: spektakuläre Wolkenformationen zogen über den Himmel, der sich ständig zwischen Sonne und Regenschauer wandelte – ein Spiel aus Licht und Schatten über der kolonialen Architektur, den Plätzen und dem endlos tosenden Meer im Hintergrund. Ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt ließ mich die besondere Atmosphäre aufsaugen, die der Winter dem Atlantik verleiht.
Wie jeden Tag stand natürlich auch heute wieder ein Besuch im Hospital do Divino Espírito Santo auf dem Programm. Die festen Besuchszeiten gaben dem Tag Struktur, und es war schön zu sehen, wie Inge sich nach und nach besser einlebte und die Routine ihr Sicherheit gab. Zum Abend hin kehrte ich wieder in den Parque Atlântico zurück – inzwischen fast unser zweites Wohnzimmer – und ließen den Tag bei einem einfachen, aber herzhaften Abendessen ausklingen. Ein Tag voller Kontraste: spirituelle Ruhe, wilde Natur, vertrauter Alltag.
Fini – mit Herz, Wind und Wellen.
Ein Tag zwischen Feuer, Wasser und Wolken – São Miguel zeigt sich von seiner wilden Seite
Der Tag begann ruhig, fast routiniert, mit einem stärkenden Frühstück im Hotel – frischer Kaffee, etwas Obst, Brot mit Käse. Danach ging es Richtung Osten, nach Furnas, einem Ort, der auf São Miguel wie ein Herz aus Feuer pulsiert. 23 warme bis heiße Mineralquellen, einige davon richtige Geysire, spucken mit beeindruckender Kraft das bis zu 98 Grad heiße Wasser in die dampfende Luft. Die Mischung aus Schwefelduft, zischenden Fontänen und ständig brodelnden Becken lässt einen glauben, man wäre auf einem anderen Planeten – ein faszinierendes Schauspiel der Natur.
Von dort aus führte mich der Weg zurück nach Ponta Delgada, zu einem inzwischen vertrauten Tagespunkt: der Besuch bei Inge im Hospital. Trotz der strengen Besuchszeiten zwischen 12 und 14 Uhr war es wohltuend zu sehen, wie sie sich Schritt für Schritt stabilisierte – ein Lächeln, ein bisschen Smalltalk, ein gutes Zeichen.
Nach dem Besuch drängten dunkle Wolken vom Atlantik heran, begleitet von kräftigem Wind. Dennoch ließ ich mich nicht aufhalten und fuhr die Nordküste entlang – ein dramatisches Schauspiel zwischen Licht und Sturm. Ziel war wieder der Westen der Insel: Mosteiros, genauer gesagt die Aussicht vom Sunset Poço da Pedra. Der extrem hohe Wellengang heute war fast bedrohlich, aber auch hypnotisch schön. Gischt spritzte meterhoch gegen die schwarzen Lavafelsen – ein Tanz aus Wasser, Wind und Stein, ganz typisch für den atlantischen Winter.
Danach führte mich die Straße nach Sete Cidades, wo der sonst so friedliche Lagoa Azul weit über seine Ufer trat. Das Wasser stand hoch in der Wiese, überflutete kleine Wege – ein seltener, eindrucksvoller Anblick. Als ich zum Miradouro Lagoa de Santiago weiterfuhr, verschluckten mich die Wolken, die Sicht betrug keine zehn Meter. Der Parkplatz beim Lagoa do Canário war heute völlig verlassen – gespenstisch still. Auch der nahegelegene Miradouro da Vista do Rei war menschenleer, genau wie die Ruine des Monte Palace Abandoned Hotel, die langsam weiter von der Natur zurückerobert wird. Eine Begegnung mit der Stille, mit der Vergänglichkeit.
Am späten Nachmittag nahm ich den Rückweg über den Miradouro do Caminho Novo – ein letzter, stimmungsvoller Blick auf den Atlantik – und fuhr weiter ins Hospital, wo Inge weiterhin Fortschritte machte. Es war schön zu sehen, wie gut sie betreut wurde und wie tapfer sie die Situation meisterte. Den Abend rundete ich, wie schon oft in diesen Tagen, mit einem Abendessen im Parque Atlântico ab. Ein vertrauter Ort inmitten all der Naturgewalten – warm, belebt, bodenständig.
Ein Tag voller Elemente: Feuer, Wasser, Sturm – und Hoffnung.
Fini.
Ein Tag des Abschieds – Sonne, Hoffnung und ein letzter Blick
Der Morgen begann spektakulär, als sich ein glühender Sonnenaufgang am Himmel über São Miguel entfaltete – ein Farbspektakel aus Gold, Orange und sanftem Violett, das den bevorstehenden Abschied leise ankündigte. Nach dem Frühstück ging es ein letztes Mal ins Zentrum von Ponta Delgada. Heute hatte die AIDA am Kreuzfahrterminal festgemacht, entsprechend herrschte reges Treiben in der Stadt. Souvenirshops, Cafés, Spaziergänger – alles schien in Bewegung. Ich genoss einen größeren Stadtrundgang, vorbei an den vertrauten Sehenswürdigkeiten: die Portas da Cidade, die Igreja Matriz de São Sebastião, das Forte de São Brás.
Danach führte mein Weg zur Südspitze der Stadt, zum Farol de Santa Clara, einem oft übersehenen, aber besonders atmosphärischen Ort. Das Licht des Morgens spiegelte sich im Atlantik, während Möwen über dem Leuchtturm kreisten – ein stiller, würdiger Moment.
Über die Avenida da Nordela ging es anschließend zum inzwischen zur Routine gewordenen Tagespunkt: Besuch bei Inge im Hospital do Divino Espírito Santo. Sie war guter Dinge, heute etwas entspannter – vielleicht auch in Vorfreude auf die morgige Heimreise.
Nach dem Besuchszeitfenster – wie immer streng eingehalten – machte ich mich auf den Weg in die Berge. Das Wetter war klar und sonnig, perfekte Bedingungen, um noch einmal einen der schönsten Ausblicke der Insel zu genießen: vom Miradouro do Pico da Barrosa auf die schimmernde Lagoa do Fogo. Der See lag wie ein Juwel eingebettet in die grüne Kraterlandschaft, der Wind sanft, die Sicht kristallklar. Es war der perfekte Ort, um innezuhalten. Beim nahegelegenen Trail Point Casa da Água machte ich noch einen kurzen Stopp – ein schönes Symbol für das, was diese Reise geprägt hat: Bewegung, Natur, Wasser, Aufbruch.
Am Nachmittag stand der letzte Besuch im Hospital an. Heute kam der vom ADAC beauftragte Arzt, der Inge am nächsten Tag auf dem Rückflug begleiten sollte. Ein ruhiger, kompetenter Mann – seine Anwesenheit vermittelte sofort Sicherheit. Finger hoch für den ADAC! Gemeinsam besprachen wir die letzten Details des Transfers: Abholung im Hospital, Betreuung am Flughafen, medizinische Begleitung bis nach Ludwigsburg. Alles war geregelt, ein beruhigendes Gefühl.
Am Abend, zurück im Hotel, gönnte ich mir eine letzte Pizza an der Bar. Es war ruhig, fast feierlich. Die Koffer standen bereits gepackt im Zimmer. Noch ein letzter Blick vom Balkon – der Pico da Barrosa im Abendlicht, ein würdiger Abschiedsgruß.
Morgen beginnt die Heimreise – mit einem weinenden und einem dankbaren Auge.
Fini.
Heimreise – Mit Fürsorge, Disziplin und einem Hauch Abenteuer
Die Nacht war kurz – um 2:30 Uhr klingelte erbarmungslos der Wecker. Noch im Halbdunkel der frühen Morgenstunden fuhr ich zum Hospital do Divino Espírito Santo, wo bereits die letzten Vorbereitungen für Inges Rückreise getroffen wurden. Trotz der strengen Besuchszeiten war ein kurzer Abschiedsbesuch möglich – ein paar aufmunternde Worte, ein letzter Blick, eine Hand, die fest gedrückt wurde.
Um 4:15 Uhr traf der Krankentransport ein, ein Sanka, der Inge sicher und pünktlich zum Flughafen von Ponta Delgada brachte. Dort wartete bereits der ADAC-Arzt, der sie während der gesamten Reise begleiten sollte. Seine Professionalität und Ruhe waren Gold wert – er hatte nicht nur die medizinische Betreuung im Blick, sondern auch alle organisatorischen Fäden fest in der Hand. Drei Plätze im Flugzeug waren für Inge reserviert – damit sie liegend und ungestört reisen konnte. Respekt für diese präzise Vorbereitung!
Pünktlich um 6:30 Uhr hob die Maschine Richtung Lissabon ab. Inge war gut versorgt, der Flug ruhig. In Lissabon dann ein kleiner Schockmoment: Trotz Reservierung war ihr Platz durch andere Fluggäste belegt. Doch der ADAC-Arzt blieb hartnäckig, verhandelte, erklärte – und setzte sich durch. Wieder standen drei Plätze zur Verfügung. Chapeau für dieses diplomatische Geschick!
Mit 15 Minuten Verspätung startete der Flug nach Frankfurt, der ebenfalls ohne Komplikationen verlief. Inge war erschöpft, aber stabil. Am Flughafen wartete bereits ein Sanka des Roten Kreuzes, der uns samt Gepäck nach Ludwigsburg ins Krankenhaus brachte – unser letztes Etappenziel. Die Aufnahme verlief reibungslos. Inge war nun in den Händen von guten Ärzten – gut betreut und versorgt.
Der ADAC-Arzt verabschiedete sich diskret und setzte seine Reise Richtung Köln fort. Wir aber blickten zurück auf eine Reise voller Eindrücke, Herausforderungen, Naturgewalt, Herzlichkeit – und einem ungeplanten medizinischen Abenteuer, das mit viel Einsatz und Menschlichkeit gemeistert wurde.
Das Ende einer ganz besonderen Azorenreise.
Fini.